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E5 – Alpenüberquerung

Die Alpenüberquerung fand im September 2003, vom 7.9. – 13.9.2003 statt

mit: Thomas, Michael, Manfred, Reinald und Peter

“Jeder Weg hat mal ein Ende “

 (Text einer Christustafel am langen Abstieg durch das Zammer Loch)

E5

Streckenverlauf:

Der E5-Fernwanderweg führt von Brest bis nach Verona, der meistbegangene Abschnitt ist der alpine Weg von Oberstdorf im Allgäu bis nach Meran. Unsere Routenführung verlässt im Ötztal den E5 und führt am Similaun vorbei in das italienische Schnalstal.

 Oberstdorf (Allgäu) – Kemptner Hütte – Lechtaler Alpen – Memminger Hütte – Inntal – Zams – Venetberg – Wenns – Pitztal -Braunschweiger Hütte – Ötztal – Vent – Martin-Busch-Hütte – Similaun-Hütte – Texel-Gruppe – Schnalstal

Charakter:

Insgesamt technisch unschwierig – jedoch mit vielen Höhenmetern in Auf- und Abstieg. Besonders interessant durch die Vielfältigkeit der Landschaften und Gebirgszüge die man durchwandert, von den eher grünen Allgäuer Alpen bis zu den Hochgebirgsregionen in Ötztal und Texel-Gruppe.

Die Etappen:

7.9.  – Abfahrt in Darmstadt, Ziel Allgäu, Kemptner Hütte (1844 m)

Nach demotivierender Fahrt durch heftige Gewitter und Dauerregen kommen wir in Oberstdorf bei sonnigem Wetter, gegen 12:00 Uhr an. Vom Golfplatz startend, auf Teer- und Schotterwegen an der Spielmannsau vorbei beginnt der Anstieg durch den Sperrbachtobel. Nach ca. 3 h erreichen wir die Hütte.
Offensichtlich gibt es doch noch einige geführte Wandergruppen, die sich ebenfalls am Sonntag von Oberstdorf aus Richtung Süden aufmachen. Wir werden also nicht alleine unterwegs sein.

Aufstieg: ca. 1030 m
Wander-Zeiten: 13:00 – 16:00 Uhr

8.9. – Lechtaler Alpen, Memminger Hütte (2242 m)

Wir brechen um 8:15 Uhr  zum Oberen Mädelejoch (1874 m) auf  und überschreiten in dichtem Nebel die österreichische Grenze. Beim Abstieg nach Holzgau setzt leichter Regen ein. Im Tal ist damit die Entscheidung zwischen Talwanderung bzw. Taxifahrt nach Madau relativ klar. Wir fahren mit dem Taxi-Bus ca. 15 km durchs Lechtal und beginnen den Aufstieg zur Memminger Hütte. Die Sicht wird durch starken Nebel schlechter, der Regen stärker und wir erreichen auf rutschigem Weg und durchnässt die Memminger Hütte. Abends brechen die Wolken auf, ein Steinbock zeigt sich auf einem Felsgrat.

Aufstieg: 1070 m
Abstieg:   940 m
Wander-Zeiten: 8:15 – 14:30 Uhr

Grenze

Nebel

9.9. – Inntal, Zams (ca. 800 m)

Da wir planen, nach dem Abstieg in das Inntal und nach Zams noch eine Hütte im Gegenanstieg zu erreichen, stehen wir bereits um 6:45 Uhr auf, eine Gruppe der Alpin-Schule macht sich schon zum Aufbruch bereit.

Beim Blick aus dem Fenster zeigt sich überraschend, dass es nachts aufgeklart hat, die Sonne kommt durch die Wolken, es ist kalt. Der Weg führt anfangs an kleinen Seen vorbei, mit schönen Rückblicken zur Hütte und über das Lechtal Richtung Allgaüer Alpen. Um 9 Uhr stehen wir bereits in der Seescharte, 2599 m. Es erwartet uns ein überwältigender Blick Richtung Inntal und über das Zammer Loch und die angrenzenden Berge. Wolken quellen hoch, lösen sich wieder auf und machen der Sonne Platz.

Wir beginnen den 1800 m Abstieg und rasten an einer verlassenen Hütte der Oberloch-Alm, 1799 m. Der weitere Weg führt zunächst durch lichten Wald und dann am Rand einer tiefen Klamm, dem Zammer Loch entlang. Wir überholen die Alpin-Schulen-Gruppe und stehen bald über dem weiten Inntal, mit Blick über Landeck und Zams. Die letzten 300 m führen an einer Steilwand entlang nach Zams.

Da die Zammer Schihütte  geschlossen ist, suchen wir Zimmer in einer Pension in der Nähe der Venetbahn. Es beginnt zu regnen und die Planung für den nächsten Tag zeigt, dass der Weg um einiges länger und anstrengender als bisher angenommen werden wird. Nach ausgiebiger Dusche gehen wir auf die Suche nach einem Gasthof und treffen im Gasthof Zur Post einige andere E5-Wanderer wieder, z.B. Johannes “den Geiger” und eine 4er-Gruppe. Kurioserweise hatte am Morgen ein Teilnehmer der Alpin-Schulen-Gruppe seine Schuhe mit den Schuhen eines Mitglieds der 4er-Gruppe vertauscht. Der Rücktausch konnte nach mehrstündiger Aufholjagd erfolgen.

Aufstieg: 350 m
Abstieg: 1825 m
Wander-Zeiten: 8:00 – 15:00 Uhr

Karawane Zammer_Loch Ueber_den_Wolken Memminger_Huette

10.9. – Pitztaler Alpen, Braunschweiger Hütte (2758 m)

Wir fühstücken um 7:30 Uhr und versuchen möglichst früh zur Venet-Seilbahn zu kommen, da großer Andrang zur ersten Bahn um 8:30 Uhr durch die organisierten Wandergruppen zu erwarten ist. Die erste Bahn ist tatsächlich bis zum letzten Platz besetzt. Von der Bergstation führt der Weg über dunkle Gras- und Heide-Hänge zum Gipfel des Venet-Bergs (2530 m). Nach weiteren kurzen Ab- und Aufstiegen verlassen wir den Grat und beginnen den 1500m Abstieg ins Pitztal, nach Wenns. Um 12:30 Uhr sind wir im Ort an der Haltestelle und warten mit mindestens 40 weiteren Wanderern auf den Post-Bus, mit dem die Strecke durch das Pitztal bis nach Mittelberg erheblich verkürzt wird.

Am Talende, vor dem Aufstieg zur Braunschweiger Hütte sind zum ersten Mal Hochgebirgsszenarien zu sehen, mit Gletscherblicken und Hochtälern. Der 1000 m Anstieg beginnt mit der Überwindung einer Felsstufe, teilweise an einem Gletscherbach entlang. Weiter oben gibt es schöne Blicke auf eine Gletscherzunge und Eisbrüche. Die Braunschweiger Hütte taucht unerwartet im Nebel auf, Gras und Bänke sind mit Eis überzogen, die Temperatur ist unter 0 Grad.

Der Abend wird beherrscht von der Planung des nächsten Tages, denn der ursprüngliche Weg über das Pitztaler Jöchel ist inzwischen gesperrt, da der Gletscher zu stark ausgeapert ist und teilweise Blank-Eis überwunden werden muss. Ein neuer Weg führt über das Rettenbach-Joch und soll auch auf der Gegenseite – entgegen den Kartendarstellungen – gletscherfrei begehbar sein.

Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1600 m
Wander-Zeiten: 8:00 – 17:00 Uhr

Braunschweiger_Huette Venetberg

11.9. – Ötztaler Alpen, Martin-Busch-Hütte (2501 m)

Die erste Überraschung am morgen ist das klare Wetter mit nur leichter Bewölkung. Die Temperaturen sind immer noch unter dem Gefrierpunkt. Der Steilanstieg zum Rettenbachjoch (2995 m) ist teilweise verschneit und vereist und damit sehr glatt.

Im Joch stehen wir mitten in einer Baustelle mit Baufahrzeugen, Kränen, Baggern, Pistenraupen und Betonmischern. Das Sommer-Ski-Gebiet wird mit einer neuen Strasse noch besser erschlossen, Teile des Gletschers mit Baggern abgebaut – meine Ablehnung und Entscheidung gegen das Abfahrts-Skifahren wird wiedermal bekräftigt.

Wir steigen schnell ab zum Parkplatz und organisieren beim Restaurant Rettenbachferner ein Taxi für die Gletscher-Tunnel-Durchfahrt zum Tiefenbachferner. Hier verlassen wir den E5-Fernwanderweg, der über Zwieselstein und das Timmels-Joch nach Meran führt und gehen in Richtung der vom Ski-Betrieb noch etwas verschont gebliebenen Region im italienischen Grenzgebiet um den Similaun.

Inzwischen ist es stark bewölkt, beginnt zu regnen und wir beginnen mit dem langen Abstieg nach Vent auf dem relativ jungen Panoramaweg. Es fängt an zu schneien und die Sicht wird immer schlechter. Vom Panorama ist leider nichts zu sehen. Der Weg verläuft als Alm- und Wiesenweg am Hang mit einigen Auf- und Abstiegen. Der Schnee wird dichter und wir sehen nach ca. 3h Vent in einer Winterlandschaft liegen.

Nach kurzem Aufenthalt zum Aufwärmen in einem Restaurant im Tal klart das Wetter auf. Wir trauen unseren Augen kaum, von Wolken keine Spur mehr, strahlende Sonne, blauer Himmel  und verschneite Berge. Die Stimmung hebt sich und wir machen uns kurz vor 15:00 Uhr auf den knapp 4-stündigen Weg zur Martin-Busch-Hütte.

Die Hütte ist sehr voll, mit vielen organisierten Gruppen, zusätzlich zu den uns bereits bekannten auch eine neue DAV-Summit-Club Gruppe. Es wird wieder ein netter Abend mit Whist-Spielen und Absacker, bis zur relativ deutlichen Erlaubnis der Hüttenwirtin: “Ihr dürft jetzt ins Bett gehen .”

Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1300 m
Wander-Zeiten: 8:00 – 19:00 Uhr

Similaun Mittelbergferner

12.9. – Texel-Gruppe, Similaun-Hütte (Italien)

Morgens ist relativ schnell klar, dass die geplante Besteigung der Kreuzspitze (3400 m) wegen der Schneehöhe nicht möglich ist. Für den Weg zur Similaun-Hütte können wir uns daher Zeit lassen, offiziell 2h (Ruhetag). Wir starten um 8:30 Uhr und ziehen anfangs im Schneesturm hinter einer Schafherde her. Der Sturm wird stärker, mit starken Böen und Schneeverwehungen. Es macht Spass im Sturm mit nur leichten Steigungen und viel Zeit zu gehen.

Kurz vor der Hütte und der italienischen Grenze queren wir einen Gletscher und sind froh, bei schlechter Sicht den Spuren von Vorgängern folgen zu können.

Um 11:00 Uhr sind wir auf der Hütte und begegnen zum letzten Mal einigen unserer Begleit-Gruppen, die direkt weiter absteigen und nach Meran fahren. Nach wärmender Suppe und Tee versuchen wir rucksacklos zur Ötzi-Fundstelle zu kommen. Nach rutschiger Kletterei, mit Seilsicherungen und viel Schnee geben wir auf, wahrscheinlich nur kurz vor der Fundstelle.

Aufstieg: 500 m
Wander-Zeiten: 8:30 – 11:00 Uhr

Schneesturm

Eisbruch

13.9. – Abstieg zum Schnalstal und Rückfahrt

Der Abstieg beginnt bei starkem Wind, Schnee und Eis. Auf den ersten Metern versuchen zwei Mountain-Biker ihre Fahrräder und Fahrrad-Taschen die Steilwand runterzutragen – bei dieser Vereisung unmöglich.

Wir müssen einige glatte Stellen ohne Haltemöglichkeiten passieren (Dank sei dem Erfinder der Skistöcke) und haben nach ca. 400 Höhenmetern ebenes, schneefreies Gelände erreicht. Beim Blick zurück entdecke ich auf dem Grat, in einer Senke eine Pyramide, die Ötzi-Fundstelle.

Der weitere Abstieg erfolgt wieder bei Sonnenschein, herrlichen Ausblicken auf die gegenüberliegenden Berge und Hänge, mit Farben des beginnenden “Indian Summer”.

Am Vernagt-Stausee warten wir in der Sonne bei Espresso und Jause auf unseren Chauffeur, der uns nach Oberstdorf zurückbringen wird.

Abstieg: 1400 m

Similaun_Huette

Schnalstal Stonehenge Abstieg

Ergebnis

Im Unterschied zu den früheren Touren wurde die bisher geltende Regel des Whist-Spiels “Peter gewinnt immer” modifiziert.